05. November 2021 Cyril Hausin

Wie ein Baum seinen Nachbarbaum rettet

Jeder Baum ist, genau wie jeder Mensch, ein Individuum. Deshalb pflege ich auch jeden Baum individuell und passe die Schnittart dem jeweiligen Baum an. Bei «HappyTreeFriends Baumpflege» gibt es daher keinen «regulären» Baumschnitt. Nicht nur das Individuum Baum ist einzigartig, auch sein Standort und Umfeld ist individuell und muss bei der Massnahmendefinierung immer berücksichtigt werden.

Birken (Betula pendula), aber auch andere Baumarten wie z.B: Buchen (Fagus sylvatica), Fichten (Picea abies), Weisstannen (Abies alba), Zedern (Cedrus atlantica/ C. deodara/ C. libani), Arven (Pinus cembra), Hainbuchen (Carpinus betulus), haben sehr grosse Mühe mit der schnell fortschreitenden Klimaveränderung. Die aussergewöhnliche Hitze und Trockenheit während den vergangenen Sommern 2017 – 2020, setzte den genannten Baumarten extrem zu. Dies ist anhand der lichten Belaubung und der überdurchschnittlichen Totholzproduktion klar zu erkennen. Genauso wie bei den zwei Birken eines geschätzten Kunden. Bei der grösseren und etwas älteren Birke (ca. 80 jährig) ist die Baumkrone während den letzten Jahren kontinuierlich zurückgestorben, obwohl sich ihr Umfeld nicht verändert hat. Die zweite, kleinere Birke, zeigte aber keinerlei «Stresssymptome».

Obwohl ein Baumbeseitigungsgesuch durch Stadtgrün Bern bewilligt war, riet ich vom Fällen der besagten Birke dringend ab. Gerade nah stehende Bäume der gleichen Baumart sind fast immer über ihr Wurzelwerk miteinander verbunden (Wurzelanastomosen – Fusion von Xylemsträngen). Die sogennanten Wurzelverwachsungen sind bereits seit den 50iger Jahren bekannt: «…Nachweise für die Tatsache, daß zwischen zwei oder mehreren Baumindividuen der gleichen Art wirklich Stoffaustausch über Wurzelverwachsungen zustande kommt» (Kuntz und Riker 1955). Wäre die eine «kranke» Birke entfernt worden, hätte sich Fäulnis im verbleibenden Wurzelwerk ausgebreitet, welche sich dann, mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit auch auf die verbleibende Birke übertragen und ausgebreitet hätte.

Da die Birken meinem Kunden sehr viel bedeuten, war er mit meinem Alternativvorschlag, dem Erhalt und Aufbau einer «Sekundärkrone» einverstanden. Die Birke wird weiterbestehen und ich werde mein Bestes geben, dass dies auch so bleibt!

Das einzige was Sie für Ihre Bäume machen können ist, auf ein gesundes Baumumfeld zu achten. Die erste und wichtigste Massnahme hierfür ist der Verzicht auf handelsüblichen Kunstdünger. Stattdessen sollten Sie ausschliesslich hochwertigen Kompost oder Schwarzerde verwenden und regelmässig ausbringen (3-7 l./m²). Denn Kompost liefert nicht nur neue, natürliche Nährstoffe, er fördert zudem den Humusaufbau und verbessert somit automatisch auch das Wasserrückhaltevermögen des Bodens. Um auch in extremen Dürreperioden noch Feuchtigkeit im Boden zu halten, wird der Wurzelraum mit einer rund 5cm starken Mulchschicht ganzjährig bedeckt.

Vor dem Entfernen der abgestorbenen Baumkrone.

Nach dem Entfernen der toten Baumkrone.